Narzisstischer Missbrauch: Erkennen, aussteigen, heilen

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Narzisstischer Missbrauch: Erkennen, aussteigen, heilen

Narzisstischer Missbrauch ist traumatisierend: Beziehungsgewalt – ob körperlich, emotional, sexuell oder finanziell – findet durch Vertrauenspersonen sowie im vertrauten Umfeld statt. Sie ist nicht vorhersehbar und Opfer von Beziehungsgewalt „hätten niemals geglaubt, dass ihnen so etwas passieren könne“. Wie du Narzissten erkennst und warum du aus narzisstischem Missbrauch aussteigen musst, erkläre ich dir hier.

Narzissten, die durch narzisstischen Missbrauch, die häusliche Gewalt anwenden – verbal, emotional, körperlich, finanziell oder sexuell – werden gerade zu Beginn der Beziehung als besonders liebevoll, fürsorglich und charismatisch beschrieben.

Gerade empathische Menschen, die in der Kindheit Defizite erlebt hatten, berichten oft, sich durch das „Lovebombing“ des Narzissten erkannt und gesehen zu fühlen. Lovebombing dient bei narzisstischem Missbrauch dem Zweck, das Gegenüber ganz und ausschließlich für sich zu gewinnen, es einzulullen, um später immer mehr Kontrolle über die Person zu erlangen, und wenn sie nicht mehr genügt, sie zu entwerten und zu entsorgen bzw. auszutauschen, sofern der Partner nicht schon vorher den Absprung geschafft hat. Der Kreislauf von narzisstischem Missbrauch folgt den Phasen Idealisierung, Entwertung, Entsorgung.

Narzisstischer Missbrauch: Warum es so schwer ist, zu gehen

Wenn man verstanden hat, wie eine Beziehung mittels psychischer Gewalt sukzessive und systematisch in eine Gewaltbeziehung umgeformt wird, wird auch verständlich, warum so viele Frauen schweigend erdulden, von ihrem ‚Partner‘ abgewertet, herabgewürdigt und misshandelt zu werden, anstatt zu trennen.  Die Kontrollsucht des Partners wird häufig und fatalerweise von einem oder beiden Partnern mit exklusiver, besonders intensiver Liebe verwechselt. Dabei ist es eine Abhängigkeit, die auf Missbrauch und Traumabonding basiert. Zudem ist Angst und Abhängigkeit ein ständiger Begleiter in Gewaltbeziehungen und bei narzisstischem Missbrauch, wodurch bewusst und unbewusst weitere Schutzmeachanismen aktiv werden können, die die Bindung des Opfers an den Täter bei narzisstischem Missbrauch stärken können.

Zu bedenken ist, dass die Grade von narzisstischem Missbrauch und einer missbräuchlichen Beziehung unterschiedlich sind. Nicht immer kommt es in toxischen Beziehungen zu körperlichen oder sexuellen Übergriffen und Gewalt. Psychische Gewalt kann bei narzisstischem Missbrauch jedoch ähnlichen Schaden anrichten und wird von Opfern oft auch als gravierender beschrieben, da sie in der Regel auch über einen langen Zeitraum stattfindet und die Seele langsam zermürbt. So kann narzisstischer Missbrauch den kompletten Verlust des Selbstwertgefühls zur Folge haben.

Narzisstischer Missbrauch: Abwertung, Kontrolle und Besitzanspruch

Narzisstischer Missbrauch kann sehr unterschiedliche Formen annehmen. In der Regel scheint sie in den Kriminalstatistiken nicht auf und wird somit meist nicht als Teil häuslicher Gewalt erkannt und gehandhabt – auch nicht von den Opfern selbst, da es sich schließlich um ihren Partner handelt.

Kontrolle, Besitzansprüche, übertriebene und grundlose Eifersucht, anhaltende aktive und/oder passive Aggressivität, unkontrollierte Gereiztheit, Erpressung und emotionale Erpressung, Nötigung, permanentes Ignorieren der Bedürfnisse der Partnerin, Beschimpfungen, konsequente Verweigerung von klärenden Gesprächen, das Fehlen von Entschuldigungen nach offensichtlichem Fehlverhalten, Viktimisierung und Schuldzuschreibungen, ständiges Beschweren über die eigenen Probleme, während die Probleme der anderen ignoriert oder bagatellisiert werden sowie das Gefühl geben, dass die andere Person minderwertig ist, zu sagen, dass sie übertreibt, zu emotional reagiert, verrückt oder hysterisch ist und ähnliches sind folgeschwere Erscheinungsformen psychischer Gewalt und von narzisstischem Missbrauch.

In missbräuchlichen Beziehungen und bei narzisstischem Missbrauch halten vor allem Frauen sehr viel aus. Häufig wird die Frau durch unterschiedliche Arten von Unterdrückung und Manipulation zur privaten Seelsorgerin, Geliebten, Köchin, Haushälterin, zum Kindermädchen, zur eigenen Mutter, zur Geldgeberin und zum persönlichen Coach gemacht.

Für den Mann gilt indes das Zuhause bei seinem verübten narzisstischen Missbrauch als soziales Ventil, wo er umsorgt werden wird oder seinen Emotionen freien Lauf lassen kann.

Die Frauen bleiben als Opfer von narzisstischem Missbrauch körperlich und psychisch ausgelaugt zurück. Zudem erhalten sie von ihrem missbräuchlichen Partner keine Wertschätzung und Anerkennung – im Gegenteil, sie werden meistens auch noch weiter abgewertet, da er dadurch in einer perfekten Dynamik auch die Kontrolle über die Frau erhalten kann.

Die narzisstische Persönlichkeit wird im Allgemeinen wie folgt beschrieben:

•          Narzissten haben eine großartige Meinung von ihrer eigenen Bedeutung
•          Narzissten verzehren sich in Fantasien von grenzenlosem Erfolg und Macht
•          Narzissten glauben, etwas „Besonderes“ und einzigartig zu sein
•          Narzissten haben ein übermäßiges Bedürfnis, bewundert zu werden
•          Sie meinen, ihnen stehe alles zu man schulde ihr alles
•          Narzissten beuten in zwischenmenschlichen Beziehungen den anderen aus
•          Es fehlt ihr an Empathie
•          Narzissten beneiden häufig die anderen
•          Sie legen eine überhebliche Haltung und überhebliche Verhaltensweisen an den Tag

Die Beschreibung, die Otto Kernberg von der narzisstischen Pathologie gegeben habe, lautet wie folgt:

„Die Hauptkennzeichen narzisstischer Persönlichkeiten sind Größenideen, eine extrem egozentrische Einstellung und ein auffälliger Mangel an Einfühlung und Interesse für ihre Mitmenschen, so sehr sie doch andererseits nach Bewunderung und Anerkennung gieren. Narzissten empfinden starken Neid auf andere, die etwas haben, das sie nicht haben, und sei es einfach Freude am Leben. Es mangelt diesen Patienten nicht nur an Gefühlstiefe und der Fähigkeit, komplexere Gefühle anderer Menschen zu verstehen, sondern ihr Gefühlsleben ist auch nur mangelhaft differenziert, die Emotionen flackern rasch auf und flauen gleich wieder ab.“

Narzissten haben keine echten Gefühle

Was bei narzisstischem Missbrauch besonders auffällt: das Fehlen echter Gefühle von Traurigkeit, Sehnsucht, Bedauern; Das Unvermögen zu echten depressiven Reaktionen ist ein Grundzug narzisstischer Persönlichkeiten. Von anderen verlassen und enttäuscht, können sie wohl in einen Zustand geraten, der äußerlich wie eine Depression erscheint; bei genauerer Untersuchung erweist sich jedoch, dass Wut, Empörung und Rachebedürfnisse dabei die Hauptrolle spielen und gar nicht so sehr eine echte Traurigkeit über den Verlust eines geschätzten Menschen.“

NarzisstIScher Missbrauch und Traumabonding

Bei narzisstischem Missbrauch entsteht durch Trauma-Bonding eine leidvolle Abhängigkeit zu dem Narzissten: Narzissten lösen bei ihren Opfern aufgrund deren Verletzlichkeit eine starke Abhängigkeit aus, die sich auch körperlich manifestiert, ihr Leben auf allen Ebenen beherrscht und bis in die feinsten Fasern ihrer Existenz dringt. Deshalb ist es so unendlich schwierig, sich von einem narzisstischen Partner zu lösen.

Über den üblichen Trennungsschmerz hinaus durchleben narzisstisch Missbrauchte einen regelrechten Entzug, der sich in extremen emotionalen und körperlichen Schmerzen äußern kann. Die Qualen fühlen sich für die Opfer meist höllisch an.

Bei pathologischem Narzissmus handelt es sich nach dem Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders DSM-5 um eine schwere Persönlichkeitsstörung, die als nicht heilbar gilt. Äußerlich ist diese Störung jedoch nicht erkennbar und so kann es passieren, dass der Zeitpunkt des Ausstiegs von narzisstischem Missbrauch übersehen wird, wenn man nicht über ausreichend Selbstschutz und Selbstliebe verfügt und rechtzeitig Grenzen setzt – bzw. im bei entsprechender Kenntnis eine Beziehung mit einem solchen Menschen gar nicht beginnt.

Wie folgenschwer die Erlebnisse bei narzisstischem Missbrauch sein können, zeigen folgende typische Symptome, die Opfer laut der Autorin Christine Merzeder in der Phase nach der Trennung von einem narzisstischen Partner beschreiben – dies wird im Abschnitt zur komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung (KPTBS) in der vorliegenden Arbeit weiter beschrieben:

–          Ständig kreisende Gedanken über „sie“ oder „ihn“
–          Der (vermehrte) Griff zu Alkohol und/oder Medikamenten, um den Schmerz zu betäuben
–          Schockzustand, komplette Antriebslosigkeit, Depression
–          Vollkommene Gedankliche Fokussierung auf den Narzisstischen (Ex-)Partner und auf Details des Erlebten
–          Verstärkung der psychischen und physischen Symptome, die durch den narzisstischen Missbrauch ausgelöst wurden
–          Das verzweifelte Gefühl, ohne den Ex-Partner nicht leben zu können, obwohl man weiß, dass er zerstörerisch wirkt
–          Starker Drang, mit dem narzisstischen Ex-Partner Kontakt aufzunehmen
–          Rachegefühle, Vergeltungsszenarien entwerfen
–          Verzweifelte Hoffnungsschübe nach jeder Kontaktaufnahme durch den Narzissten

Als häufige Symptome während und nach narzisstischem Missbrauch außerdem unter anderem:

–          Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung
–          Hypervigilanz
–          Nicht abschalten können
–          Irritabilität
–          intrusive Gedanken
–          Selbstvernachlässigung
–          Selbstbeschuldigungen
–          Depression
–          Suizidalität
–          sowie die Angst davor, selbst der Narzisst zu sein

Eine Beziehung mit einem Narzissten und narzisstischer Missbrauch bedeutet Dauerstress und traumatisierende Erlebnisse, die nicht verarbeitet werden. Dies ist ein gefährlicher Cocktail, der sich nicht selten verheerend auf die Psyche der Betroffenen auswirkt, aber auch eine Kettenreaktion in deren Körper auslöst. Die Intensität dieser Verletzungen und Schäden könne man als Außenstehender vielleicht besser verstehen, wenn man weiß, dass psychischer Missbrauch bei den Betroffenen buchstäblich in „Fleisch und Blut“ übergeht.

Nach der Erfahrung von narzisstischem Missbrauch ist es entscheidend, das Erlebte zu verarbeiten und die tiefen Verletzungen zu heilen, die durch narzisstische Beziehungen entstanden sind. In meinem Coaching geht es vor allem darum, das Selbstwertgefühl zu stärken und an den persönlichen Grenzen und der Erfüllung der eigenen Bedürfnisse zu arbeiten. Nach sehr extremen Erfahrungen von narzisstischem Missbrauch kann es erforderlich sein, psychiatrische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

In einem kostenlosen Erstgespräch sprechen wir über deine Situation und klären ab, ob und wie ich dir mit meinen Coaching-Programmen helfen kann, zu dir selbst zurück zu finden und dein Vertrauen in dich selbst und andere wieder zu entdecken.

Susanne Prosser
coaching@dubistgut.at

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