Schreien mit Kindern? Lieber nicht!

Schreien mit Kindern? Lieber nicht!

Mit Kindern kann es anstrengend werden. Umso wichtiger ist es für alle, die eigenen Ressourcen schonen und andere Wege zu finden, als in einer hitzigen Situation in Schreien auszubrechen. Selbstfürsorge ist der erste Schritt!

Die Gehirne der Kinder sind noch jung und alles, was sie jetzt erleben, prägt sie für ihre weitere Entwicklung und ihr späteres Leben. Vor allem das, was sie über sich selbst und das Leben denken, wird durch die Wirklichkeit geformt, die sie in ihrer Herkunftsfamilie und in ihrem Umfeld erfahren.

  • Darf ich sein, so wie ich bin?
  • Darf ich ausdrücken und sagen, wie es mir wirklich geht?
  • Fühle ich mich angenommen und geliebt?

Alle diese Fragen beantworten Kinder unbewusst anhand dessen, was sie erleben und wie sie diese Erlebnisse in Bezug auf sich selbst bewerten. Gerade Mütter erzählen immer wieder, dass sie mit ihrem Nachwuchs an die Grenzen kommen: Kinder, Arbeit, Haushalt, Schule und keine Zeit für sich selbst – das kann ziemlich an den Nerven ziehen und irgendwann kommt es dann zum „Riss“ der Strapazierfähigkeit.

Es gibt verschiedene Hebel, an denen du ansetzen kannst, um es gar nicht erst so weit kommen zu lassen. Zunächst ist die Selbstfürsorge ganz besonders wichtig. Denn Wenn deine Batterien aufgeladen sind, bist du kraftvoll und zufrieden. Und so kannst du auch deinen Kindern begegnen. Du bist achtsam mit dir selbst und kannst rechtzeitig Grenzen setzen und dir auch Unterstützung holen.

Um Situationen vorzubeugen, in denen bei dir das Fass überläuft und du deine Kinder anschreist, kann dir Folgendes helfen:

1. Auf die Worte achten

Wie du jetzt mit deinen Kindern redest, wird zu ihrer inneren Stimme werden – bis ins Erwachsenenalter hinein. Welche Worte verwendest du? Nimmst du im Zorn auch mal Worte wie „Lügner“, „dumm“ oder „schrecklich“ in Zusammenhang mit deinem Kind in den Mund? Was in der Situation harmlos wirken mag, kann wiederholt und auch im Einzelfall gravierende Folgen für die Psyche der kleinen Menschen haben. Sollten dir derartige Begriffe einmal unbeabsichtigt entkommen sein, entschuldige dich bei deinem Kind und sage ihm, dass es dir gerade zu viel gewesen ist und es überhaupt nichts mit ihm als Mensch zu tun hatte. Versprich dir an dieser Stelle bitte selbst, dass es nie mehr so weit kommt. Und dann ganz wichtig: Sei nachsichtig mit dir!

2. Kinder als Spiegel

Achte auch darauf, wie du mit dir selbst sprichst – welchen inneren Dialog du mit dir selbst führst. Sagst du dir selbst oft Dinge wie „Wie bin ich dumm!“ oder „Ich werde das nie auf die Reihe bekommen!“ oder „Ich bin ein Versager!“?
Wenn du bemerkst, dass du mit deinen Kindern oft überfordert bist und Grenzen überschreitest, reflektiere dieses Verhalten bei dir selbst. Beginne nun sofort, dich selbst selbst respektvoll und verständnisvoll zu behandeln und habe Mitgefühl mit dir selbst. Dann kannst du es auch deinen Kindern sehr viel leichter weitergeben.

In diesem Artikel über toxische Scham schreibe ich, wie toxische Scham oft zu Ärger wird.

3. Trigger aus der eigenen Kindheit aufdecken

Erwachsene erlauben ihren Kindern oft nicht, was sie selbst als Kinder nicht durften – und nicht selten hält dieses innere Verbot bis heute an. Womöglich erlaubst du dir selbst nicht, unordentlich zu sein und „Dinge nicht im Griff zu haben“? Erinnere dich an deine Kindheit: Hast du es auch so erlebt? Ein Nicht-Erfüllen hätte damals wohl (vermeintlich) den Verlust der elterlichen Liebe bedeutet. Du kannst dich an diese schmerzvollen Erlebnisse zurückerinnern, um sie dir bewusst zu machen und Mitgefühl mit dem Kind spüren, das du damals warst und das noch in dir lebt. So kannst du auch deine Kinder im Herzen spüren und fühlen, wie es ihnen innerlich wirklich geht, wenn sie auf deinen Nerven tanzen.

4. Eigenverantwortung geben

Eltern sind oft überfordert, weil sie gefühlt das Ruder zu sehr aus der Hand geben und dabei auch unterschwellig Angst haben, im Strudel aller (oft vermeintlichen) Anforderungen und Verpflichtungen zu versagen und unterzugehen. Du kannst nun deine Rolle als Leader/-in der Familie wieder einnehmen und gewisse Dinge delegieren, die auch deine Kinder altersentsprechend machen können. Zum Beispiel: Kleine Dinge im Haushalt erledigen oder im angemessenem Rahmen selbst Verantwortung zu übernehmen, anstatt ihnen zu viel abzunehmen. Setze auch deinen Kindern gegenüber Grenzen, wenn du merkst, dass es zu viel für dich wird!

5. Selbstakzeptanz: überhöhte Standards an sich selbst herabsetzen

Schreien ist ein Ausdruck von Druck, der sich über eine längere Zeit innerlich zusammen mit verschiedenen Gefühlen aufgebaut hat. Frage dich sich nun, was du wirklich fühlst, wenn du schreist. Oft ist es Hilflosigkeit, Überforderung und das Gefühl, nicht gut genug zu sein.

Selbstakzeptanz bringt jetzt die Heilung! Gestehe dir alle Gefühle zu, die du wahrnimmst, ohne sie mit „gut“ und „schlecht“ zu bewerten. Gefühle sind dein Wegweiser, sie sprechen mit dir!

Gefühle wahrnehmen und durchfühlen, ohne in ihnen steckenzubleiben, ist die Voraussetzung, damit diese Emotionen abflauen und sich auflösen können. Sage dir immer wieder Sätze wie: „Ich muss nicht perfekt sein“, „Ich bin gut, so wie ich bin“, „Ich darf Hilfe brauchen, mich erholen, Grenzen setzen“ etc. Gib dir die Erlaubnis, dass diese Sätze ab jetzt gültig sind! Beobachte, was durch diese innere Erlaubnis an dich selbst für dich und im Umgang mit deinen Kindern besser wird.

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Susanne Prosser
coaching@dubistgut.at

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