20 Dez So kannst du an Kränkungen wachsen
Viele Angriffe auf der psychischen Ebene haben ihren Ursprung in Kränkungen, und sie können zum Ping-Pong-Spiel werden. So steigst du aus!
Kränkungen im Alltag resultieren oft daraus, nicht gehört, gesehen oder verstanden zu werden. Oft macht damit das ungeheilte Innere Kind auf sich aufmerksam, was dazu führt, dass viele Situationen, zum Beispiel in Partnerschaften, oft als schmerzlicher wahrgenommen werden als sie eigentlich wahrgenommen werden könnten.
Nach dem Motto „verletzte Menschen verletzen Menschen“ ist allerdings darauf acht zu geben, welche Persönlichkeit mit welchem Hintergrund die Kränkung ausführt. Wir leben in einem Zeitalter des Narzissmus und die Selbstreflexion vieler Menschen lässt leider noch (oder immer mehr?) zu wünschen übrig. Um emotionale Verletzungen und toxische Beziehungen zu vermeiden, braucht es ein gewisses Maß an Reflexion, Empathiefähigkeit, Verantwortungsbewusstsein und Selbstliebe. In der Regel gehören immer zwei dazu – auch dann, wenn es ’nur‘ um das Machtabgeben und das Zulassen einer Kränkung geht – und Kommunikation und Beziehungen können dann wirklich befriedigend verlaufen, wenn jeder den Mumm hat, seinen Anteil daran zu sehen und ihn auch zu übernehmen. Das setzt Verwundbarkeit (Vulnerability) voraus, die, einer der größten persönlichen Stärken überhaupt ist!
Der Kriminalpsychiater und Gerichtsgutachter Reinhard Haller und Experte für Narzissmus hat ein sehr spannendes Buch über Kränkungen geschrieben. In „Die Macht der Kränkung“ (Ecowin Verlag) führt er sämtliche Konflikte und Krisen auf Kränkungen zurück – auch Kriege haben als reine Eskalation ihren Beginn in der Kränkung. „Kränkungen sind Ursache der meisten Zerwürfnisse, im Kleinen wie im Großen, sie erweisen sich als tieferer Grund vieler psychischer, ja sogar körperlicher Krankheiten“, schreibt Haller.
Als Erscheinungsformen und Folgen von Kränkungen führt Haller an:
- Gefolgschaft der Kränkung – wie Beleidigung, Mord/Ehrenmord, Scham und Beschämung oder Eifersucht
- Demütigung – die tiefste Kränkung
- Verbitterung – die unheilbare Kränkung
- Krankheit durch Kränkung
- Gekränkte Partnerschaften
- Kränkungen im Berufsleben
- Verbrechen aus Gekränktheit
Die Kennzeichen einer Kränkung
Der destruktive Charakter einer Kränkung ist oft „durch die unverblümte Aggressivität, durch Beleidigungen und Beschimpfungen, durch entwertende Äußerungen und Gefühlsverletzungen, durch demonstrative Abwertungen oder unverhohlene Feindschaft“ gut zu erkennen. Diese Merkmale weisen Kränkungen auf:
1. Kränkungen haben einen destruktiven Charakter
2. Sie werden nur wirksam, wenn sie auf eine sensible Stelle treffen
3. Kränkungen erschüttern unsere Werte, vor allem den Selbstwert
4. Kränkungen verletzen den Gerechtigkeitssinn
5. Sie rufen Enttäuschung hervor
6. Sie werden individuell unterschiedlich wahrgenommen
7. Kränkungen wirken nachhaltig
Kränkungen können krank machen
Ungeheilte Kränkungen und ein Zustand, in denen Kränkungen zur Normalität geworden sind – etwa bei Mobbing oder in toxischen Beziehungen – können krank machen. „Die auf die große Mystikerin und Universalgelehrte Hildegard von Bingen zurückgehende Weisheit über die krank machende Wirkung von Kränkungen und den Leid bringenden Effekt von Beleidigungen hat nichts von ihrer Gültigkeit verloren. So resultieren viele psychische Störungen aus nicht überwundenen, verdrängten und nicht bewusst gewordenen Kränkungen.“
Kränkungen sind zwar nicht gänzlich vermeidbar, doch wenn du ein positives Leben führen willst, ist es erforderlich, Kränkungen weitgehend zu vermeiden, sowohl als Kränkender als auch als Gekränkte/-r.
Jeder empfindet etwas anderes als kränkend
Die Beschäftigung mit dem Thema Kränkung stellt uns vor die Tatsache, dass jeder etwas anderes als Kränkung empfindet. Sie wird also nicht alleine durch den Inhalt bestimmt, sondern ebenso von der Person des Kränkenden wie der Sensibilität des potenziell Gekränkten.
Folgende Faktoren begünstigen Kränkungen:
- Entwicklungsdefizite – mache dir deine oder die deines Gegenübers bewusst (sofern es möglich ist)
- schwierige Temperamentsmerkmale – erkenne sie, dann kannst du damit anders umgehen
- chronische Krankheiten und Belastungen – nimm deine körperliche und mentale Gesundheit ernst und wichtig und schaffe dir Umstände für ein leichtes, freies Leben
- andauernde Spannungen – erkenne, wenn du etwas nicht kontrollieren kannst und verlasse die Situation
- permanente Sorgen – hole dir Hilfe, womöglich auch auf vielen Ebenen, und entlaste dich. Ändere dein Mindset, deine Gewohnheiten und deinen Lebensstil
- unsichere Bindungen – erkenne und heile deine eigenen Bindungsmuster und ziehe ggf. Konsequenzen daraus. Mache sichere Bindungen zu deiner Priorität
- geringe Fähigkeiten zur Selbstregulation.– lasse dich unterstützen z.B. durch Traumaheilung, Embodyment, Stressregulation Coaching etc,
So kannst du Kränkungen konstruktiv nützen und aus ihnen lernen:
Reinhard Haller sieht in Kränkungen eine Chance, die positive Kräfte aktivieren kann:
1. Kränkungen können der Selbsterkenntnis dienen: Zum Beispiel können sie dabei helfen, die eigenen Werte zu erkennen und seelische Energien schonungslos aufdecken.
2. Sie helfen uns, andere Menschen kennenzulernen: Sie sind ein klarer Hinweis auf den wahren Kern eines Menschen, was Überraschung oder auch Desillusionierung bringen und letztlich eine realistische Einschätzung bringen kann.
3. Im Umgang mit Kränkungen lässt sich die Sensibilität und Empathiefähigkeit verbessern. Empathie ist die wichtigste Voraussetzung des menschlichen sozialen Zusammenlebens überhaupt!
Gewaltfreie Kommunikation (GFK) nach Marshall B. Rosenberg, die auf dem Ausdruck von Gefühlen, Bedürfnissen und auf Empathie beruht, ist der beste Weg, um das Ping-Pong-Spiel aus Angriff, Verteidigung und Gegenangriff zu unterbrechen und anstatt Trennung wieder Verbindung herzustellen.
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