27 Dez Wie kann ich mit Schuldgefühlen umgehen?
Schuldgefühle sind im gesunden Ausmaß ein wichtiger Schutz. Sie helfen uns, Grenzen vor allem im Zusammenleben einzuhalten. Generalisierte Schuldgefühle sind toxisch und weisen dich auf eine Heilungsaufgabe hin.
Schuldgefühle sind in gesunder Art eine moralische Instanz. Gerne setze ich berechtigte und zielgerichtete Schuld im positiven Sinn mit Verantwortungsgefühl gleich. Das richtige Maß an Verantwortungsgefühl nach einem gemachten Fehler zeigt zum Beispiel auf, wann man ent-SCHULD-igen muss bzw. eine Wiedergutmachung für einen absichtlich oder unabsichtlich herbeigeführten Schaden bei einer anderen Person erbringen muss, um den erforderlichen Ausgleich zu schaffen. Vor Gericht entscheidet der Richter auf Grundlagen des Gesetzes, wem Schuld zugesprochen wird und über die dafür zu tragenden Konsequenzen (Anmerkung: Dass „Recht haben“ und „Recht bekommen“ nicht immer das Gleiche ist, möchte ich an dieser Stelle erwähnen, es ist jedoch eine andere Geschichte).
Gib falsche Schuld zurück
Absichtlich oder unabsichtlich herbeigeführte Schuldverschiebung kann Menschen verärgern, verletzen und sogar im groben Ausmaß schädigen. Darum ist es zur Entlastung aller Beteiligten wichtig, Situationen und Konflikte zu klären und Verantwortung für Handlungen bzw. für die Anteile an der entstandenen Situation zu übernehmen. Mit dieser Verantwortung kann auch die Person selbst einen Ausgleich schaffen und sich und andere von einer Last befreien. Bei Konflikten wird durch die angemessene Übernahme von Verantwortung Mitgefühl möglich. Mitgefühl ist die Grundlage aller gesunden Beziehungen.
Falsche und womöglich auch noch generalisierte, pauschale Schuldgefühle sind im Gegensatz zur angemessenen Verantwortungsübernahme selbstschädigend. Sie machen – ebenso wie toxische Scham – manipulierbar und machen zum potenziellen Opfer für Missbrauch. Auch nach erlebter Gewalt fühlen sich Opfer häufig anstelle des Täters dafür schuldig!
Wichtig ist, falsche Schuldgefühle aufzudecken und sie an den Absender bzw. den Verursacher zurückzugeben, um an dieser Stelle nicht mehr verletzbar und belastet zu sein.
Falsche Verantwortungs-, Schuld- und Pflichtgefühle gepaart mit einem starken Harmoniebedürfnis machen anfällig für Energievampire, Psychovampire, Narzissten und alle anderen Arten von Ausnützern.
Wer sich gerne auf Menschen zubewegt und das Verbindende und die Verbundenheit sucht und eigene Grenzen missachtet, ist gefährdet, ein „People Pleaser“ zu werden. Vor allem empathische Menschen müssen ihre Grenzen stärken und ihren Selbstschutz entwickeln!
Bei „People Pleasern“ ist häufig das Gefühl bzw. die innere Überzeugung stark, nicht gut genug zu sein und sich Liebe und Zugehörigkeit verdienen zu müssen. Es entspricht der Haltung aus der Transaktionsanalyse „Ich bin nicht ok – du bist ok“. Wenn du dieses Muster hast, kannst du für dich und alle deine Beziehungen profitieren, wenn du es bearbeitest und veränderst.
Eine hilfreiche Frage zur Überprüfung ist: „Wem dient, was ich mache?“ Geht es dabei immer oder zu häufig nur um die anderen und das auf eigene Kosten, braucht es eine Veränderung. Denn wer seine Bedürfnisse immer wieder zugunsten der anderen für die Harmonie zurückstellt, verleugnet seine eigenen Bedürfnisse und sich selbst. Dadurch kann Wut entstehen, die zuerst nach innen gekehrt wird und früher oder später gegen sich selbst (zum Beispiel durch negative Selbstgespräche) bzw. pauschal gegen andere gerichtet zum Ausdruck kommt. Es ist keineswegs egoistisch, sich selbst an die erste Stelle zu setzen – im Gegenteil, Selbstfürsorge ist Voraussetzung, um seine Ressourcen zu schützen und zu stärken und damit auch für andere da zu sein.
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